Gemeinde Desselbrunn
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Folgt man den Hinweistafeln "Wanderweg Traunfall", so erreicht man auf dem linken Ufer die Terrasse der steil abwärtsführenden, jahrhundertealten, bis 1925 dem Verkehr dienenden Traunfallstraße. Man befindet sich hier auf dem Gemeindegebiet Desselbrunn. Von diesem Weg aus öffnet sich die Sicht auf den hinter den Fallklausen beginnenden, canyonartigen, zerklüfteten Einbruchsgraben, der sich nahezu 600 Meter weit flussabwärts erstreckt. Über den in der Flußmitte verlaufenden Grabenrand stürzten einst, als weder Klausen noch Streichwehr ihren Lauf behinderten, die Fluten in den 12 Meter tiefen Abgrund. Der eigentliche "Traunfall", wie er einst von naturbegeisternden Literaten beschrieben und auf vielerlei Weise in Bildern festgehalten wurde, der sogenannte "Wilde Fall", entstand dort, wo der Graben sich zu einem Kessel erweitert, ehe er sich wieder zu einer Klamm verengt. Über diese hinweg führte die alte, die "echte Traunfallbrücke", eine Holzbrücke, deren steinerne Widerlager heute noch stehen. Von dieser Brücke aus sah sich der Betrachter dem Halbrund der stürzenden Wassermassen gegenüber, er verspürte die aufsprühende Gischt, in der das Sonnenlicht sich in die Farben des Regenbogens wandelte, er war eingehüllt in ohrenbetäubendes Donnern und Tosen.
Wo einst die alte "Floßgasse" entlang führte, befindet sich heute der neue Triebwerkskanal des Kraftwerkes. Erhalten geblieben sind noch das alte Klausmeisterhaus, die Herberge, die Schiffsleutkapelle sowie die steinernen Pfeiler der bis zur Mitte der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts noch benützten alten Holzbrücke über die Traun. Sie war schon sehr schlecht, es gab kein Geländer mehr und über die Brücke zu gehen, galt als Mutprobe. Der Weg hinunter zu dieser ehemaligen Holzbrücke, der sogenannte Traunfallweg, wurde im Herbst 1981 für die Besucher wieder begehbar gemacht.
Heute liegt die Bedeutung der Gefällstufe des Traunfalls in der energiewirtschaftlichen Nutzung oberhalb der Traunfallbrücke durch das Kraftwerk Siebenbrunn der Papierfabrik Steyrermühl (errichtet 1922) und unterhalb der Brücke durch das Traunfallkraftwerk der Energie AG (errichtet 1902 von Stern und Hafferl). Das Wehr, die Schleusen und der Wasserkanal sowie das Kraftwerk selbst haben den Charakter des Traunfalles sehr verändert und oft auch wasserlos gemacht. Die Mühle und das Sägewerk am Fuß des Traunfalls sind verschwunden. Kraftwerkspläne der damaligen OKA an der Traun sahen in den sechziger Jahren mehrere Staustufen vor, die jedoch außer dem Kraftwerk in Gmunden nicht verwirklicht wurden. Damit wurde die Traunschlucht zwischen Gmunden und Lambach mit dem Traunfall in seiner wildromantischen Schönheit erhalten. Einen Rundgang an der Traun oberhalb des Traunfalls beschreibt in einer Darstellung der Schriftsteller und Heimatkundler Karl Dopf aus Fallholz im Jahre 1965 folgendermaßen (gekürzt):
Wenn man auf der neuen Traunfallbrücke steht, sieht man flussabwärts den Traunfall, die Gastwirtschaft "Hubertushof" und das kleine, altehrwürdige Kirchlein zum hl. Nikolaus, über dessen Erbauung aus alten Urkunden von 1493 und 1939 allerlei berichtet wird: Da es zuweilen vorkam, dass die Fahrzeuge der Holzflößer und Salzzillen, wenn sie nicht ganz geschickt gelenkt wurden, von der Tücke des Traunfalls in den "Wilden Fall" hinabgerissen und zerschellt wurden, haben fromme Salzschiffer das Kirchlein erbaut und eine heilige Wochenmesse gestiftet, um sich eine glückliche Fahrt durch den Fall zu sichern. Wendet man den Blick flussaufwärts, sieht man zunächst das Kraftwerk Siebenbrunn. Sein Name bewahrt ältere Personen noch liebe Erinnerungen an ihre Jugendzeit. Dorthin hatten ihre Mütter gehen müssen, um ihre Wäsche klar zu spülen, von dort her holten die Einwohner von Viecht und Fallholz, wo es noch keine Brunnen gab, das Trinkwasser. Was hat es im Flusstal der Traun einmal gegeben und was an alten Erinnerungen ist im Stausee des Siebenbrunnerwerkes verschwunden: Noch heute kann man am Stausee oberhalb des Werkes mit einem Fischerboot über eine Stelle fahren, da sieht man unter Wasser zwei alte, gemauerte Pumpenhäuschen, ja bei niedrigem Wasserspiegel kann man auch noch Fischbehälter und einen Brunnengrander erkennen. Hier befanden sich die "Siebenbrünn". Es waren vor 1922 hier 14 größere und kleinere Quellen auf engem Raum. Ein Hinweis, dass man früher für viel die Zahl Sieben gebraucht hat. Das Quellwasser der Siebenbrünn war als das beste Trinkwasser weit und breit bekannt. Die Frauen der ganzen Gegend holten sich dort ihr Wasser und die Bauern ließen es durch Anlagen von "Widder-pumpen" über die Leiten in die Ställe pumpen.
Dann gibt es noch eine größere, von Klippen flankierte Insel, die sogar einen eigenen alten Namen hat, die "Trausn". Am rechten steilen Felsufer ist noch stellenweise über dem Wasser der alte, aus Steinquadern errichtete oder in die Felsen gehauene "Rossteg" genannte Weg zu sehen, auf dem in alten Zeiten die Salzschiffer und Holzflößer flussaufwärts von Stadl-Paura nach Gmunden gingen. Auf diesem Wege wurden seinerzeit auch die leeren Salzzillen mittels Pferden im Gegenzug wieder nach Gmunden gebracht. Das war keine leichte Arbeit. Meist wurden zwei Zillen auf einmal bergwärts gezogen, wie Kollmann in seiner Heimatkunde von Rüstorf berichtet, beim Traunfall wurden jedoch neun Pferde benötigt. Erst hinter dem Traunfall genügten vier bis fünf Pferde, um die Schiffe nach Gmunden zu bringen, während von der Traunmündung bis Stadl-Paura zwei Pferde genügten. In Desselbrunn befindet sich noch heute ein Hausname "Traunbauer". Seine Vorfahren mögen zu den Traunbauern gehört haben, die dazu die schweren Zugpferde beistellen. Sie sollten dabei nach Kollmann reichlichen Verdienst gehabt haben, ließen es aber auch oft beim Kartenspiel und Wein hoch hergehen.
Wer gar das Glück hat, in einer Mondscheinnacht um den "Chorinskistein" zu fahren, dem fallen beim leisen Plätschern des Ruders noch die alten Geschichten von den Traunreitern ein. Diese sollen hier an der engen Stelle des Chorinskisteins und vor dem "Rabenstein" besonders viel geflucht haben, was zur Folge hatte, das man in schaurigen Nächten den Teufel reiten und fluchen hörte. Um ihn zu bannen, setzte man dort ein Kreuz auf den Felsen. Das jetzt noch dort befindliche Kreuz dürfte es wert sein, von einem Fachmann untersucht zu werden. Es scheint nämlich eine Schwanthaler Arbeit zu sein.
Etwa einen Kilometer oberhalb der Traunfallbrücke ist eine Stelle, die "die Walloner" heißt. Hier gingen Papenheims wallonische Panzerreiter über die Traun, als sie zur Bauernschlacht nach Pinsdorf ritten (1626). Etwas traunaufwärts am oberen Ende der "Weißen Riesn", tief unterm Wasser, ist das "Gottesnams-Wehr". Es wird so geheißen, weil hier einst die Flößer feierlich riefen: "In Gotts Nam', jetzt geht's dem Traunfall zu!" Über die "Jodl-Riesn" und den "Entenwinkel" geht's zum oberen Ende des Staues. Da taucht ein ganz verwunschener Bau auf, das Elektrizitätswerk "Gschröff".